Wir bieten jetzt eine öffentliche Bibliotheksführung in einfacher Sprache an, da gibt es regelmäßig diese Highlight-Momente. Man weiß vorher nie wer kommt und meistens kommt dann eine Gruppe zusammen von total unterschiedlichen Personen. In der Führung gibt es viele Aha-Momente, es wird gelacht und wir freuen uns gemeinsam, was unsere Bibliothek Tolles ermöglicht.“
Jennifer Dietze, Referat Programm
Wer wissen will, was Bibliotheken mit Demokratie zu tun haben, braucht nur einen unserer beiden Standorte im Herzen Berlins zu besuchen. Die ZLB steht für gesellschaftliche Teilhabe auf allen Ebenen – ob ich Zeitung lesen möchte, die Angebote im PopUp der AGB von „Lachyoga“ bis zum „Neurodivergenten kreativen Austauschkreis“ nutzen möchte, mich auf Medieninseln zu aktuellen Themen informieren möchte, Unterstützung bei der beruflichen Orientierung suche oder (was ja auch nicht ganz abwegig ist) einfach nur ein Buch ausleihen will.
Und „ausleihen“, das heißt mitnehmen, ohne dafür extra bezahlen zu müssen. Der Bibliotheksausweis, der in der teuersten Variante 10 Euro pro Jahr kostet, reicht aus. Unser Motto „gelebte Demokratie“ ist nicht einfach so dahingesagt, sondern steht für einen kaum abschätzbaren Wert: freier Zugang zu Wissen und Kultur.
Unter all diesen Möglichkeiten – und ich könnte noch viel mehr aufzählen – gibt es eine, die den demokratischen Ansatz ganz besonders zeigt: die Artothek.
Die ZLB verfügt über ca. 2.000 Originalkunstwerke aus dem 20. und 21. Jahrhundert, die ich für 12 Wochen ausleihen und bei mir daheim an die Wand hängen kann, selbstverständlich gerahmt. Die gemeinsam mit dem Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) aufgebaute und jährlich erweiterte Sammlung bietet Malerei, Grafik, Skulpturen und Fotografien der verschiedensten Stilrichtungen, Schwerpunkt ist Berlin.
Der Sonntag bei uns hat einen besonderen Vibe. Zum Beispiel das Theaterstück vom Verein MINA-Leben in Vielfalt e.V., die Familien mit Kindern mit einer Behinderung beraten. Sie haben ein tolles Theaterstück auf die Bühne gebracht, mit 120 Menschen im Publikum, aus türkisch- und deutschsprachigen Communities.
Lea Hartung, Referat Programm | Schwerpunkt Sonntagsöffnung
Was also tun? Einfach zur AGB fahren, die Ziehregale öffnen, in denen die Werke in „Petersburger Hängung“ (sprich: so viele wie eben hinpassen) angebracht sind, nach eigenem Geschmack und jeweiliger Stimmungslage eines aussuchen und einpacken – sogar Tragekartons stehen zur Verfügung.
Originalkunstwerke sind teuer, die kann nicht jede*r ohne Weiteres erstehen. Und auch deswegen ist das, was die ZLB hier bietet, Demokratie schlechthin: Kunst für alle!
Wir wollen das! stand am 28.11.2024 groß im Schaufenster der ehemaligen Galeries Lafayette. Die ZLB kämpft seit vielen Jahren um eine Zusammenführung unter ein Dach, darum, dass sich Berlin eine zeitgemäße Zentralbibliothek leistet.
Denn heute sind wir auf zwei Häuser und ein Außenmagazin verteilt. Medien und Menschen müssen hin und her fahren, beide Häuser sind alt und haben große Probleme. In der Berliner Stadtbibliothek läuft bei jedem größeren Regen Wasser in die Buchmagazine. In der Amerika-Gedenkbibliothek sitzen die Menschen nicht nur wegen des großen Andrangs oft ab mittags schon auf dem Fußboden, ist es trotz energetischer Sanierung im Sommer viel zu heiß, im Winter viel zu zugig (Geht nicht zu reparieren).
Bei der Besetzung des Q207 haben sich so viele Leute begeistern lassen, obwohl auch viele skeptisch waren. Viele konnten auch am Tag selbst vom Gebäude und der Idee überzeugt werden.
Christine Kühn, Referentin des Vorstands
Finde die ZLB hervorragend - nutze sie dienstlich und privat. Schon oft war die ZLB bei meinen Recherchen DIE Retterin.
Nutzerin
Seit 2023 wurde das sogenannte Quartier 207, von dem klar war, dass die Galeries Lafayette dort ausziehen würde, daraufhin untersucht, ob das ein geeigneter Standort für die ZLB sein könnte.
Sämtliche Untersuchungen zeigten – machbar und eine gute Idee!
Bibliotheken sind ein wichtiger Bestandteil demokratischer Bildung und ein Ort gelebter Demokratie und Solidarität. Politik muss das immer wieder hören.
Nutzerin
Berlin verhandelt bis heute mit den Eigentümern um einen Erwerb des Gebäudes. Um zu zeigen, dass hier eine Bibliothek hineingehören könnte, haben die Mitarbeitenden der ZLB das Gebäude im November 2024 symbolisch für einen Tag besetzt und für Publikum geöffnet. Wir hatten zwar keine Bücherkisten mitgenommen, aber viele Schriftsteller*innen eingeladen, einen Kaffeestand aufgestellt und weitere Veranstaltungsangebote gemacht. Viele Menschen kamen und nahmen mit uns gemeinsam das Gebäude in Beschlag.
Dies könnte die neue ZLB werden. Es gibt viele gute Gründe dafür:
Mehr als 20.000 Menschen haben schon auf unserer Website unterschrieben für diese Idee.
Bereits Ende der 1980er-Jahre waren Bibliotheken Vorreiter der Digitalisierung. Wir haben unsere Kataloge viel schneller als andere Institutionen digitalisiert und online verfügbar gemacht, um eine zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen. Der Bereich Digitale Entwicklung und Verbundangelegenheiten (DEVA) in der ZLB wird dieses Erbe fortführen.
Mit dem VÖBB-Chatbot haben wir im Frühjahr 2024 ein neues Kapitel aufgeschlagen: Als erste Bibliothek weltweit ermöglichen wir es Nutzenden, mit unserem Katalog zu „reden“. Die künstliche Intelligenz kennt nicht nur organisatorische Fakten wie unsere Öffnungszeiten, sondern wurde auch auf unseren gesamten Bestand trainiert.
Es ist total cool zu erleben, was Schülerinnen und Schüler selber für Themen mitbringen und dann mit ihnen in ein Gespräch zu gehen.
Raphael Kittell
Viele Menschen brauchen Beratung in digitalen Fragen, wir haben fast das Gefühl, es betrifft die Mehrheit der Gesellschaft. Das war die große Erfahrung in 2024. Wir haben gemerkt, dass hier der richtige Ort für unser Angebot ist, weil sich die Menschen in einer Bibliothek ganz anders verstanden und aufgehoben fühlen.
Jacob Svaneeng, Projektleiter Digital-Zebra
Digitale Souveränität ist ein weiteres wichtiges Thema: Alle fordern sie ein – nicht zuletzt aufgrund internationaler Entwicklungen –, aber nur wenige legen konkrete Konzepte vor. Die ZLB leistet hier gemeinsam mit der Staatsbibliothek zu Berlin Pionierarbeit im Bereich der sozialen Medien.
Mit openbiblio.social betreiben wir gemeinsam die zentrale Mastodon-Plattform für das deutschsprachige Bibliothekswesen. Als freie, nichtkommerzielle, quelloffene und keinen Aufregungs-Algorithmen unterworfene Alternative zu Diensten wie X, Facebook oder Threads bieten wir unseren Kolleg*innen und anderen Bibliotheken einen sicheren und reichweitenstarken Austauschkanal.
Bibliotheken genießen – wie wohl kaum eine andere Institution – bei den Bürgerinnen und Bürgern ein hohes Maß an Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Zwei Werte, die in der digitalen Welt zunehmend unter Druck stehen. Die Berliner*innen verdienen einen zuverlässigen, niedrigschwelligen und sicheren digitalen Begegnungsort.
Ralf Stockmann, Direktor DEVA
Für den besseren Austausch innerhalb der ZLB sowie im gesamten Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) haben wir ein neues Intranetsystem im Pilotbetrieb, das die digitale Zusammenarbeit und das Wissensmanagement stärken wird. Auch hier setzen wir auf Open-Source-Lösungen, die von anderen Einrichtungen nachgenutzt werden können.
Wir werden hier gemeinsam viel lernen und in den nächsten Jahren als selbstbewusst digitale Bibliothek eine viel aktivere Rolle bei der Bereitstellung von gemeinwohlorientierten, freien und verlässlichen digitalen Begegnungsorten spielen.
Die Nutzung der ZLB verläuft stabil in den Nachcoronazeiten. Unsere Nutzenden kommen wieder zahlreich in unsere Häuser, leihen aus, bleiben hier und arbeiten vor Ort.
Sie ist voll, viele Menschen verschiedenster Herkunft benutzen sie. Wunderbar! Was wünscht man sich mehr! Ein Traum! Die Bibliothek ist eine absolute Perle unter den Bibliotheken!!!
Nutzer
Gerade der Ausbau an Arbeitsplätzen und die vermehrte Energie, die wir in Bibliotheksführungen und -schulungen investieren, liegen uns sehr am Herzen, um unseren Besucher*innen möglichst viel Bibliotheksraum und möglichst umfassendes Bibliotheks-Knowhow zu geben.
Auch wenn wir immer noch viel zu wenig Platz haben für all das, was unser Publikum bei uns erwartet. Aber der Ausbau von gut 800m² PopUp an der AGB hat die größte Not etwas gemildert. Gruppenräume und Saal werden durchgehend sehr gut genutzt und stehen zusätzlich für interessante Veranstaltungen zur Verfügung.
Ganz im Schatten massiver Kürzungen für die Jahre 2025 ff. und der diesbezüglichen Auseinandersetzungen mit dem Senat stand das zweite Halbjahr des Jahres 24.
Die Bibliothek ist für mich die wichtigste kulturelle Einrichtung von Berlin.
Nutzer
Im November war klar, dass der ZLB 2025 2.2 Millionen Euro fehlen werden, die ZLB muss in der Folge viele Services einschränken. Auch Mittel und Services des VÖBB sind betroffen. Die ZLB steht mit dem Rücken zur Wand, weitere zusätzliche Kürzungen könnte sie nicht mehr umsetzen, ggf. stände dann die Schließung eines Publikumsstandorts an.
Jahresbericht der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB)
Stiftung des öffentlichen Rechts
Redaktion: Anna Jacobi Texte: Ralf Stockmann, Anna Jacobi Bildredaktion und Gestaltung: Christoph Müller Verantwortlich für den Inhalt: Anna Jacobi
„Ich kann aktiv an Verbesserungen für Auszubildende mitwirken und zwischen den Interessen der Azubis und denen der Arbeitgeberseite konstruktiv vermitteln.“
Emel Gündogdu , Jugend- und Auszubildendenvertretung
Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) Stiftung des öffentlichen Rechts Breite Str. 30 - 36 10178 Berlin
Fon 030 90 226 - 401 www.zlb.de
Die Standorte:
Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) Blücherplatz 1 10961 Berlin-Kreuzberg
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Berliner Stadtbibliothek (BStB) Breite Str. 30 - 36 10178 Berlin-Mitte
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